Geschichte

Historische Blaskapelle vor festlicher Kulisse.
Der Anfang

1886: Unser lautet „Versammlung behufs Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr in Groß Flottbek am fünften Oktober 1886″. Die zahlreichen Reetdachhäuser in unserem Dorf hatten diesen Schritt wohl zwangsläufig erfordert. 24 Männer und einige Pferde ansässiger Bauern eröffneten unter ihrem Hauptmann Wilhelm Staudinger den Dienstbetrieb.

1887: Bereits am 15. März 1887 wurde der erste Einsatz in den Bahrenfelder Tannen vermeldet. 5 Tage später folgte auch schon der erste Fehlalarm in unserer Wehrgeschichte.

1886-1900: Zunächst war die dörfliche Feuerwehr im alten Gerätehaus an der Groß Flottbeker Straße untergebracht, welches nicht mehr erhalten ist.

1900: Bau des auch heute noch bestehenden und genutzten Feuerwehrhauses in der Baron-Voght-Straße 183. Damals als „Spritzenhaus mit Steigerturm“ errichtet, ist zumindest der Kernbau nach mehreren Umbauten noch erhalten geblieben. Selbst Spuren des alten Dorfgefängnisraums, wohl einem Vorläufer heutiger Ausnüchterungszellen, sind in Form von „schwedischen Gardinen“ erhalten geblieben.

1908: Es ging voran, nachdem eine Handdruckspritze und moderne C-Schläuche mit Storzkupplungen beschafft wurden.

1910: Eine 12 m lange Anhängeleiter kam hinzu. Auf Wehrkosten erhielt jeder Feuerwehrmann einen Dienstrock!

1906-1936: Nach bescheidenen Anfängen mit zwei Hornisten wurde im Jahre 1906 ein komplettes Trommler- und Pfeiferkorps gegründet, welches bis 1936 die Dorfveranstaltungen zumindest laut begleitet haben soll. Die Neugründung eines Dudelsackkorps scheiterte bislang an bauakustischen Unzulänglichkeiten.

Kind und Blaskapelle posieren für ein Gruppenfoto.
Düstere Zeiten

1933: Mit dem Landesfeuerwehrgesetz wurden auch die Feuerwehren des nationalsozialistischen Deutschlands „gleichgeschaltet“ und Flottbek organisatorisch in die Feuerwehr Altona eingereiht. Die dann entstandene „Feuerschutzpolizei“ unterstand dem Reichsführer SS Heinrich Himmler, der die Feuerwehren in die Ordnungspolizei überführte.

1935: Gerade in diese Zeit fallen nennenswerte technische Fortschritte: Das erste motorisierte Löschfahrzeug wurde angeschafft.

1938: Gefolgt vom ersten Mannschafts- und Gerätewagen.

1939: Die Wehr erhielt ein Luftwaffenlöschfahrzeug mit 800-Liter-Spritze und Anhänger, was sich mit unserem heutigen historischen Wissen leicht erklären lässt…

1939-1945: Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wurden fast alle Flottbeker Feuerwehrmänner zum Wehrdienst eingezogen und der Fahrzeugpark zumeist requiriert. Wenige Männer verblieben mit einem Tragkraftspritzenanhänger und einem dienstverpflichtetem Gemüselaster mit Anhängerkupplung im Dorf. Dennoch mussten mit diesen unzureichenden Mitteln Einsätze im gesamten Stadtgebiet Hamburgs gefahren werden, welches schon zu Beginn des Krieges zum „Luftschutzort 1. Ordnung“ bestimmt wurde.

Zerstörte Brücke und Ruinen in Kriegsgebiet.
Neuanfang und Wirtschaftswunder

1945: Bereits in diesem Jahr ordnet die britische Militärregierung an, dass der Dienstbetrieb von Berufsfeuerwachen und 66 Freiwilligen Feuerwehren wieder aufzunehmen sei. Begrenzt auf 18 Mann und ausgestattet mit einem modernen Löschfahrzeug (LF15) wird noch in diesem Jahr auch die Flottbeker Feuerwehr wieder aktiv.

1950: Ab diesem Jahr wird langsam der drahtlose Nachrichtenverkehr in Hamburg eingeführt. Der Funkrufname „Florian“ wird bald bundesweit von den Feuerwehren übernommen.

1954: Neue Mitglieder werden mangels vorhandenen Platzes und zu weniger Gläser abgelehnt.

1956: Umbau der Wache. Toiletten, Heizung und ein Aufenthaltsraum sind begrüßte Neuerungen, doch muss zugleich der baufällige Steigerturm abgerissen werden.

1962: Am 17.02.1962 wird Hamburg von einer schweren Sturmflut erfasst und in weiten Teilen überschwemmt. Die Flottbeker sind im Dauereinsatz.

1964: Ein Sonderfahrzeug für Hamburgs Freiwillige Feuerwehren ersetzt das alte LF15, welches unten mit dem beherbergten Einsatzwagen (VW) des Bereichsführers Altona abgebildet ist. Das neue LF16VTS (Vorbaupumpe und Tragkraftspritze) hat eine Pumpenleistung von 1600 Litern/Minute.

Oldtimer in offener Garage
„Kalter Krieg“ in Groß Flottbek

1957-1968: Ende der 50er Jahre wurde in Deutschland vom Bund der Luftschutzhilfsdienst (LSHD, u.a. mit eigenen Feuerlöschbereitschaften) gegründet, um im Verteidigungsfall den Zivilschutz zu gewährleisten. Das „Gesetz über den erweiterten Katastrophenschutz“ verfügte 1968, dass die bisherigen LSHD-Einheiten, -Einrichtungen und -Fahrzeuge unter anderem an die Feuerwehren zu übergeben sein, die somit Teil des bundesweiten „Zivilen Bevölkerungsschutzes“ waren.

1969-1970: Unsere Feuerwehr erhielt durch diese bedeutende Umstrukturierung in diesen Jahren je ein Unimog Tanklöschfahrzeug (800 l Tankvolumen, 3 Mann Besatzung).

1972: Ein geländegängiger DKW „Munga“ Funkkommandowagen wurde angeschafft.

1973: Ein Hanomag AL28 mit Kofferaufbau (MKW: Mannschaftskraftwagen mit Bergungsgerät) kam hinzu.

1969-1976: Diese Fahrzeugflut konnte nicht von der kleinen Wache beheimatet werden. Ein Großteil der sog. „Bundesfahrzeuge“ wurde im Katastrophenschutzzentrallager in Rissen (Rückseite vom Krankenhaus) untergestellt. Die Unimogs erwiesen sich jedoch auch im Tagesgeschäft als flinke Löschfahrzeuge, die oft die Feuer vor den trägen Großfahrzeugen der Berufsfeuerwehr im Griff hatten. Auch bei dem großen Brand in der Lüneburger Heide (1976) leisteten sie mit einigen Kameraden über zwei Wochen gute Dienste.

Zwei alte Feuerwehrfahrzeuge vor einer Garage.
Steter Wandel

1973: Die Aufgaben des erweiterten Katastrophenschutzes führten auch zu einer Sollstärke, welche von der Wehr 30 Mann forderte! Zwangsläufig musste die Wache in diesem Jahr umgebaut werden, um den Mannschaftsraum entsprechend zur Straße hin zu vergrößern. Ferner wichen die alten Holztore einem breiten, wenig ästethischem Metallrolltor. Durch eine heruntergezogene Hallendecke und eine Heizung konnte auch im Winter Löschwasser im Tank der Fahrzeuge bevorratet werden!

1977: In Hamburg wird die Alarmierung mittels Sirenen durch Funkmeldeempfänger abgelöst.

1979: Während der Schneekatastrophe wird zum Freischaufeln des Bahnhofs Altona mittels stillen Alarms „zusammengetrommelt“.

1980: Die Berufsfeuerwache Osdorf im Harderweg wird eröffnet; einhergehend vergrößert sich unser Einsatzbereich auf Teile Othmarschens und Lurups.

1981: Beim Tankerunglück der „Afran Zenith“ zum Ölschaufeln in Teufelsbrück, wird mittels stillen Alarms „zusammengetrommelt“.

1978: Ein Kurzhauber-Lkw 1113 von Mercedes löst als LF16 das bisherige Kommunallöschfahrzeug ab.

1981: Der DKW Munga wird ersatzlos ausgemustert.

1985: Die Unimogs folgen ebenfalls und werden durch einen großen Mercedes-Kurzhauber (LF16VTS) des Bundes ersetzt.

1986: Ein vergleichbarer Mercedes-LKW (MKW), allerdings mit einem Aufbau für Bergungsgerät, folgt dem Hanomag. Tschüss Zwischengas…

1986-1989: Die großen Löschfahrzeuge lassen die Fahrzeughalle fast platzen. Ein Umbau ist geplant. Auch ein riesiger, mehrgeschossiger Neubau inkl. Abriss der alten Wache wird projektiert, der neben unserer Brandschutz- und Bergungskomponente noch einen ABC-Zug (atomar, biologisch, chemisch) aufnehmen soll.

Mauerfall und Feuerwehrnachwuchs

1989: Wiedervereinigung! Veränderte politische Rahmenbedingungen führen folgend zu einer Neustrukturierung des Bundeskatastrophenschutzes mit einschneidenden Kürzungen. Unsere Bergungskomponente entfällt.

1990-1995: Der MKW verschwindet in den frühen 90ern in die neuen Bundesländer, während das Mercedes Bundeslöschfahrzeug von Hamburg übernommen wird; 1995 wird es gegen einen typgleichen Iveco-Magirus getauscht.

1991: Die Jugendfeuerwehr Groß Flottbek wird gegründet, die heute den entscheidenden Beitrag als „Nachwuchslieferant“ für unsere Einsatzabteilung darstellt! Jeden Mittwoch treffen sich die Jugendlichen mit ihren Jugendwarten, um zahlreichen Aktivitäten nachzugehen, denn „Feuerwehr“ ist nur ein Teil der verantwortungsvollen Jugendarbeit. Der Mut, diese Institution ins Leben zu rufen und auch langfristig zu betreuen, hat sich als großer Erfolg erwiesen!

1991: Das alte Union-Kühlhaus in Neumühlen brennt. Löschboote, Berufsfeuerwehrzüge und mehrere Freiwillige Feuerwehren bekämpfen mit uns das Großfeuer.

1991-1996: Die Flottbeker Mühle muss nach einem Großfeuer als „unrettbar“ abgerissen werden. Unser Kampf um ein Wahrzeichen unseres „Dorfes“ war vergebens.

1994: Im Januar wird Hamburg von einer großen Flut getroffen. Unsere Männer werden zwischen Fischmarkt und Neumühlen eingesetzt. Hier geht es zu einer Liste aller Sturmfluten in Hamburg: https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Hamburger-Sturmfluten-eine-Chronologie-,chronologiesturmfluten101.html

1996: Der langersehnte Erweiterungs- & Umbau der Wache erfolgte. Auf Grund der angespannten finanziellen Lage Hamburgs, war diese Baumaßnahme nur durch erhebliche Eigenleistung unserer Kameraden ermöglicht worden!

1998: Wir erhalten als Erstfahrzeug ein modernes LF16/12 auf MAN, welches unsere Möglichkeiten gerade im Bereich der technischen Hilfeleistung extrem verbessert!

Jugendfeuerwehr übt mit Schläuchen im Freien.
2000 bis heute

2002: Die Feuerwehr Hamburg verkauft unsere Immobilie an die „Hamburgische Immobilien Management Gesellschaft“. Seither sind wir nur noch ‚Mieter‘.

2003: Unsere Einsatzzahlen haben sich in den letzten zehn Jahren erheblich gesteigert. Rund 100 Einsätze werden von uns jährlich abgeleistet. Obwohl in der Jugendfeuerwehr erfolgreich Mädchen mitmachen, bleibt die Einsatzabteilung bislang ohne Ausnahme eine Männerdomäne.

2005: Obwohl in der Jugendfeuerwehr seit Jahren erfolgreich Mädchen mitmachten, blieb die Einsatzabteilung bis zum Jahr 2005 ohne Ausnahme eine Männerdomäne. Erstmals ist nun in die aktive Abteilung eine Feuerwehrfrau-Anwärterin aufgenommen worden.

2011: Die Wehr feiert ihr 125-jähriges Bestehen.

2014: Die Wehr erhält ein neues Löschfahrzeug für den in die Jahre gekommenen „Rundhauber“. Das Fahrzeug stellt einen weiteren Fortschritt in der technischen Ausstattung dar.

2021: Das LF16/12 von 1998 wird nach 23 Jahren Dienst durch ein HLF-20 von Magirus auf Mercedes Benz-Atego abgelöst.

Die Wehrführer der FF Groß Flottbek

Seit über 100 Jahren gibt es die Freiwillige Feuerwehr Gross Flottbek. Über diesen langen Zeitraum wurde die Wehr von den folgenden Wehrführern geleitet:

1886-1891: Wilhelm Staudinger vom 05.10.1886 bis 06.11.1891

1891-1927: Ludolf Möhring vom 07.11.1891 bis 12.02.1927

1927-1934: Adolf Felst vom 13.02.1927 bis 31.12.1934

1935-1946: Friedrich Ramcke vom 01.01.1935 bis 31.03.1946

1946-1947: Gerhard Quandt vom 01.04.1946 bis 31.03.1947

1947-1951: Hermann Quandt vom 01.04.1947 bis 31.03.1951

1951-1957: Jonny Schönbeck vom 01.04.1951 bis 15.05.1957

1957-1966: Helmut Henning vom 15.05.1957 bis 31.03.1966

1966-1972: Henry Niebers vom 01.04.1966 bis 31.12.1972

1973-1976: Karl-Heinz Nowak vom 01.01.1973 bis 02.09.1976

1976-1981: Helmut Koeppen vom 03.09.1976 bis 23.01.1981

1981-1996: Hans Holst vom 24.01.1981 bis 18.06.1996

1996-1998: Tilman Wohlers vom 19.06.1996 bis 03.03.1998

1998-2017: Hans-Joachim Popp vom 30.10.1998 bis 07.04.2017

2017-heute: Lars Haars seit 07.04.2017

Beleuchtetes Feuerwehrhaus bei Nacht